Alles ziemlich bunt und quietschig: Luis alias “Robokid” bastelt gern an verdrehten Grafiken oder illustriert seltsame Figuren. Seinen Kunden gefällt sein facettenreicher Stil, der sich kaum zusammenfassen lässt. Ein Thema findet sich aber doch immer mal wieder: Das Meer und alles was dazu gehört. Bestes Beispiel: Sein TATATAT-Bogen aus allerhand wunderlichem Seemannsgarn.
So haben schon einige Berliner Liebesgeschichten angefangen: “Irgendwie saß ich alleine mit einer Flasche Wein in der U-Bahn”, erzählt Luis. Seine Freunde, bei denen er zu Besuch war, hatte er irgendwo zwischen zwei Parties verloren. Die samstagnächtliche Stimmung in den Öffentlichen hat Luis ziemlich gut gefallen. “Alle waren besoffen und am Feiern und ich dachte ‘Hier gefällts mir, hier komm ich her'”, sagt er. Also ist er mit Sack und Pack in die Hauptstadt gezogen, um die ersten paar Monate quasi in der Besenkammer von Freunden zu wohnen. “Das war aber egal”, sagt Luis, “das Letzte was macht, wenn man in Berlin ankommt, ist zuhause rum zu sitzen.” Das war 2002.
Heute hübsche Illustrationen für anspruchsvolle Kunden, morgen Stahl und Rost und Flexen am eigenen Kahn.
Mittlerweile hat er die Besenkammer gegen eine Wohnung getauscht. Und gegen ein Boot. Auf dem Wasser fühlt er sich eh am wohlsten. Das hat Luis schon vor einigen Jahren gemerkt, als er auf einem kleinen Festival auf einer schwedischen Insel gearbeitet hat. “Wir mussten die komplette Infrastruktur für 500 Leute mit kleinen Booten vom Festland rüber auf die Insel schaffen”, erzählt er, “da habe ich so richtig Wasser geleckt.” Vor acht Jahren folgte dann der erste eigene Kutter mit ein paar Freunden: “Den haben wir innerhalb von zwei Jahren zu Grunde gerichtet.” Mit jedem Fehler, jeder Reperatur und dem nächsten gemeinsamen Boot mit Freunden, hat Luis ein bisschen mehr übers Schippern gelernt. In diesem Sommer hat er sich das dritte Boot zugelegt. “Ansonsten wohne ich ja quasi in meinem Computer und beschäftige mich den ganzen Tag nur mit Ästhetik und Proportionen und wie man die Dinge hübscher machen kann”, sagt er, “Stahl und Rost und Flexen sind der perfekte Ausgleich.” Wie man die Dinge hübscher machen kann, das hat Luis in seinem Kommunikationsdesign-Studium an der HTW in Berlin gelernt. Nee, eigentlich schon ein bisschen früher: “Ich habe als Teenie-Jungspund in Baden-Württemberg mit Graffitti angefangen und bin in die Schiene so reingerutscht”, sagt er. Damals ist auch sein Alias “Mr. Robot” entstanden, aus dem sich in Berlin irgendwann “Robokid” entwickelt hat. Und wie das so ist, wenn man in Berlin ist, hat auch das Nachtleben so seine Spuren in Luis’ Lebenslauf hinterlassen.
Luis’ Herz schlägt für abgedrehte Illustrationen. Die ein oder andere Zahnarzt-Website muss aber auch mal sein.
Er hat einige Tresen auf einigen Technoparties geschmissen und angefangen Flyer und Plattencover für die Veranstalter zu entwerfen. Eine gute Möglichkeit, sich auszutesten. Damals hatte aber vor Allem seine Gastro-Karriere klassische Formen angenommen: Von der Tresenkraft, über den Barchef bis zum Nightmanager. “‘Ups da war doch was’, habe ich dann 2007 gemerkt”, sagt Luis. Er hat den Theken und Raves erstmal den Rücken gekehrt, um sich wieder auf sein eigentliches Können zu konzentrieren. Nach einer menge Jobs in Barcelona, ein paar holprigen Jahren während der Wirtschaftskrise und einer festen Zeit in einer Agentur, ist Luis jetzt wieder als Freelancer unterwegs. Sein Stil lässt sich nicht so leicht zusammenfassen. Ein bisschen kann Luis das aber schon eingrenzen: “Generell mag ich eher die bisschen schrägeren Nummern”, sagt er, “verdreht, bunt, quietschig.” Für seine Kunden entwickelt er hauptsächlich Animationen und Illustrationen, aber auch herkömmliche Grafik-Sachen und Corporate Designs. Letztere landen nur selten auf seinem Blog: “Das ist eher Handwerk, mein Herzblut sind Illu und Animation”, sagt er, “Wenn ich anfange, mittelständige Corporate Designs zu posten, mache ich bald nur noch Zahnarzt-Webseiten.”
Hauptsache keine Stereotypen: Luis lässt Delfine knutschen, Mädchen stark sein und Jungs hübsch aussehen.
Tatsächlich stehen ihm die freieren, kreativen Arbeiten weit besser. Da geht so ziemlich alles: Von einer perfekt geschminkten Banane, die eine Banane isst, über einen ziemlich gut gelaunten Kassettenrekorder in Turnschuhen bis zu einer illustrierten Hitlerfigur, die sich nicht so recht zwischen einer NS-Uniform und einem Clownskostüm entscheiden kann. Vor einer ganz festen Handschrift habe er eher Angst. “Jeder Stil ist irgendwann einmal passé, im Design geht es schließlich um Trends”, sagt Luis, “Viele Kunden sind erstmal erstaunt, wenn sie sehen, wie unterschiedlich meine Arbeiten sind. Ich bin quasi das Schweizer Taschenmesser der Illustration.” Eine Thematik sieht man in Luis Arbeiten aber doch verdächtig häufig: Seinen Hang zum maritimen Lebensstil. Klar. Auch für TATATAT hat er verdrehtes Seemannsgarn gesponnen. Auf seinem Bogen gibt es zum Beispiel ein paar wild knutschende Delphine, einen Meerjungmann und eine Matrosin. Mit Stereotypen spielt Luis gern. “Ich achte darauf, dass ich das in meiner Arbeit immer mal ausgleiche”, sagt er, “dass auch die Mädchen den coolen Kram machen und die Jungs mal ganz lieb und hübsch sind.” Luis’ coole Mädchen und liebe Jungs kann man auf www.robokid.tv und www.facebook.com/robokidberlin bewundern!