Die deutsche Medienlandschaft liebt uns. Und das mit gutem Recht. Wir hatten einen ziemlich wilden Presse-Sommer und sind irgendwo zwischen sauren Innereien, schwäbischen Holz-Workshops in Ebingen und rasierten Bloggerbeinen gelandet. Und da gehören wir auch hin!
Auch das letzte Openair wurde von der Polizei aufgelöst, es ist saukalt und bei Lidl gibt’s schon Lebkuchen: Der Sommer 2015 ist Geschichte, das Jahr neigt sich dem wohlverdienten Ende. Zeit sich mit einer Tasse Glühwein zurück zu lehnen und die letzten Monate Revue passieren zu lassen. Und wie kann man das besser, als mit den größten Schlagzeilen des Jahres!? Zwischen bescheuerten Bürgern aus dem Abendland, dem 63. Thron-Jubiläum irgendeiner alten Britin und Yanis Varoufakis’ Glatze, haben auch wir den ein oder anderen Platz auf Blogs, in Zeitungen und Magazinen ergattert. Und das in bester Nachbarschaft…
Blogs und Onlinemagazine stecken uns mit Kim Kardashian und Beyoncé ins Minion-Bett.
Am schnellsten waren – wer hätte es gedacht – die Blogs und Onlinemagazine! Die haben sich schon im Januar warme Gedanken gemacht und Klebetattoos als neuen Sommer-Trend prognostiziert. Die Herrschaften von StyleMag zum Beispiel. Ok, die haben ausgewitzt wie sie sind natürlich längst bemerkt, dass die klebrigen Bildchen in den USA schon letztes Jahr ziemlich “in” waren und “nicht nur Beyoncé wiederholte Male” erst richtig hübsch gemacht haben. Aber die Jungs und Mädels vom StyleMag haben sich lesbar gefreut, dass die Dinger mit uns auch auf deutschen Häuten Einzug gehalten haben. Wir arbeiten mit befreundeten Künstlern zusammen, “um diese in authentischer Tattoo-Äshtetik ihre Auswahl entwerfen zu lassen”, steht da.Verlinkt haben sie den Artikel über uns dann aber doch mit Geschichten über echte Tinte: Warum sich das Mädel mit dem so ziemlich coolsten Namen der Welt, Tanya De Souza-Meally, die Gebote der neureligiösen Bewegung “Thelema” selbst auf die Oberschenkel tätowiert hat zum Beispiel. Nebst unserem Artikel auf Art School Vets kann man sich die beliebtesten Beiträge des Onlinemagazins reinziehen: Ein Bett in Minions-Form (das sind diese gelben Comic-Dinger, die dieses Jahr so genervt haben), goldene Adidas-Sneaker und ein Typ, der 16 Jahre lang jeden Tag ein Selfie gemacht hat (Ziemlich Kim Kardashian von ihm, oder!?).
Modejournalistinnen finden uns “so süß, so angesagt” – auch ohne gewachste Haare und rasierte Beine!
Von April bis Juli sind dann die Modeblätter nach gezogen, um die “fünfte Jahreszeit” mit uns zu feiern. Nee, da ging es mal nicht um Marienkäfer-Kostüme für den Kölner Karneval oder Dirndl fürs Oktoberfest, sondern um das perfekte Festival-Outfis! Die “Women’s Health” wollte scheinbar schon im April aufs Festival-Gelände: “Wir sind bereit für viel Sonnenschein, nackte Haut und Glamour” haben die Redakteurinnen geschrieben und TATATAT als ideale Begleitung identifiziert. Online findet man dann auch gleich “Mehr zum Thema”: “Die 50 größten Beauty-Sünden” (wie bitte?), “Enthaarungs-Methoden im Vergleich” (rave don’t shave!) und “Beine startklar für den Minirock” (sowieso!). Bei den meisten Modemagazinen sind wir mit anderen Klebetattoo-Anbietern aber ziemlich unter uns geblieben: Der Trend zum temporären Tattoo war einigen Blättern eine ganze Seite wert. Der “Freundin” zum Beispiel, die uns “So süß, so angesagt” findet. Oder die “IN”, die uns nicht nur aufs Festival, sondern auch in den “Beach Club oder den Urlaub” mitnehmen wollte. Die “Glamour” hatte gleich noch andere Produkte parat, die ganz hervorragend zu unseren Klebetattoos passen, wie zum ein “mattierendes Gel” um fettigen Haaren vorzubeugen (macht Sinn, wo duschen auf Festivals ja echt Nebensache ist) oder ein Kissen, mit dem Frau sich einen Dutt in Herzform zaubern kann (ohne Witz!). Die Jolie wiederum war “im Goldrausch” und wollte mit uns eine “Sommer-Affäre 2015” eingehen (oh la la!).
Die BZ will nicht mehr feiern, das Bullentäle ist total außer sich vor Freude und die taz brät saure Innereien.
Und dann waren da noch die traditionelleren Medien. Die B.Z. zum Beispiel. Die ist von unseren Tattoos “ohne Reue und ohne Schmerz” ziemlich überzeugt. Und wir sind ziemlich überzeugt von ihren Artikel-Empfehlungen, denn “das könnte sie auch interessieren”: “Neukölln: Hier lassen die Späti-Besitzer ihren Dampf ab” (Wo?), “Wiesn 2015: Almauftrieb mit Sarah Nowak und Barbara Meier” (Wer??) oder “Die ganze Welt feiert Berlin – nur die Berliner nicht” (Was???). Wenigstens wird im “Bullentäle” noch richtig abgerockt! Aus dem angesagten Bezirk der schwäbischen Weltstadt Tailfingen kommt die eine Hälfte der TATATAT-Chefetage. Und das findet der “Schwarzwälder Bote” selbstredend super. Total Lokaljournalismus waren wir direkt neben Tipps für einen “kreativen Holzworkshop” in Ebingen oder den “Nordic-Walking-Treff” in Onstmettingen platziert. Passt! In der taz haben wir uns aber auch wohlgefühlt. Das Lieblingsblatt des linksalternativen Prekariats und der avantgardistischen Bohème sagt, dass die Ideen unserer Künstler im Kontrast zum “Fashionkolonialismus” anderer Hersteller stehen, die auf indogenes Zeug und orientalische Bildchen zurückgreifen. Jawoll! Und die tazler haben gleich noch unseren allerliebsten Begleitartikel überhaupt dazu layoutet: “Einsam essen” samt Rezept für “Saure Kutteln” (yummi!). Unsere Klebetattoos direkt neben einer Pfanne vorgekochter und in feine Streifen geschnittener Innereien, da geht uns das Herz auf!
Annmarie Carpendale, Rebecca Mir und alle anderen, die “zuhause in Berlin und Brandenburg” sind lieben uns!
Und dann war da noch der Flimmerkasten. Da waren wir dieses Jahr auch drin. Bei taff zum Beispiel. Dem Howard seine Schwiegertochter Annemarie Carpendale findet TATATAT genauso cool wie das Pro7-Kätzchen Rebecca Mir. Wir haben den beiden Boulevard-Moderatorinnen eine geklebt. Unsere goldenen Tattoos selbstverständlich! Der RBB ist dann noch mal richtig in die Vollen gegangen und hat uns einen ganzen Beitrag in der Sendung “zibb” spendiert, die “informativ und amüsant über Land und Leute” berichtet. Zumindest über all jene, die “zuhause in Berlin und Brandenburg” sind. Da reihen wir uns fröhlich ein! Von Blogs, über Modezeitschriften und Zeitungen sind wir also bis ins Fernsehen gelandet. Da fehlt wohl nur noch eins: The big screen! Wir lehnen uns also gemütlich zurück und warten auf Angebote von Polanski, Lynch und Tarantino. Ok, Spielberg und Cameron dürfen sich auch melden. Nur Til Schweiger bitte nicht!